Folge 3 – Juni 1929: Die Pfalz, der waldreichste Kreis Bayerns.

Titelseite des Wanderbuches von 1930

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie wollen heute mit mir einen Gang durch den Pfälzerwald machen; da müssen wir uns zunächst einmal über das nähere Objekt unseres Wanderns klar werden. Das wird Ihnen befremdlich erscheinen, aber es läßt sich nicht umgehen„.

Mit diesen Worten eröffnete Regierungsdirektor Otto Erb aus Speyer, Vorsitzender des Hauptvorstandes des Pfälzerwald-Vereins mit Sitz in Ludwigshafen am Rhein, seinen Radiovortrag bei der Deutschen Welle in Berlin am 17. Juni 1929. Stellvertretende Vorsitzende des Hauptvorstandes waren damals Jakob Hartmann, Regierungsschulrat und Dr. Hermann Poeverlein, Oberregierungsrat. Einer von acht Beisitzern war Staatsoberarchivar Dr. Albert Pfeiffer. Alle Genannten kamen aus Speyer.

Liste der Mitglieder des PWV-Hauptvorstandes von 1930.

Das Radio war das Massenmedium der damaligen Zeit, gab es doch weder Fernsehen noch Internet, weder soziale Medien noch Youtube, Whatsapp, Instagramm oder TikTok. Heute ist die die Deutsche Welle (DW) der Auslandsrundfunk der Bundesrepublik Deutschland. Der Sender sieht sich in der Tradition des ersten deutschen Auslandsrundfunks, des Weltrundfunksenders der Weimarer Republik. In Wikipedia heißt es dazu: „Ein Vorgänger [der heutigen DW] mit ähnlichem Namen war die Deutsche Welle GmbH, die im August 1924 von Ernst Ludwig Voss in Berlin gegründet wurde und vom 7. Januar 1926 an regelmäßig sendete. Ihre Eigentümer waren zunächst zu 70 % die Reichs-Rundfunk-Gesellschaft und zu 30 % der Freistaat Preußen. Ab 1931 sendete die Deutsche Welle aus dem Berliner Haus des Rundfunks. Am 1. Januar 1933 wurde die Deutsche Welle GmbH offiziell in die Deutschlandsender GmbH überführt.“ Nach dem Zweiten Weltkrieg ging Die Deutsche Welle am 3. Mai 1953 mit deutschsprachigem Hörfunk auf Kurzwelle erstmals wieder auf Sendung.

Die gesamte Rede Otto Erbs ist im Wanderbuch des Pfälzerwald-Vereins von 1930 nachzulesen. Sie ist ein Plädoyer nicht nur für den Pfälzerwald, sondern für die Pfalz insgesamt, die damals noch zum Königreich Bayern gehörte. Weiter ist zu lesen: „Mein Gott, höre ich Sie [die Radiohörer] sagen, bei der kleinen Pfalz wird’s ja wohl mit dem Walde nicht so weit her sein, daß es mit der Bezeichnung Pfälzerwald nicht genügen könnte, sintemalen ja doch der Pfälzer Wein und die großen Industriezentren mit ihren Umgriffen den Hauptteil in Anspruch nehmen werden. Der Schluß liegt nahe und ist, wie so oft, wenn etwas so naheliegend scheint, falsch.

[…] Sie [die Pfalz]“, so Erb weiter, “ steht mit rund 168 Einwohnern auf 100 ha Landesfläche mit großem Abstand an der Spitze der acht bayerischen Kreise bezülich der Bevölkerungsdichte und auch weit über dem Durschschnitt des ganzen Deutschen Reiches, gleichzeitig ist sie aber trotzdem mit einem Waldanteil von 40% ihrer Gesamtfläche der waldreichste Kreis Bayerns und übertrifft das Durchschnittsprozent des Waldanteils im Deutschen Reich um nicht weniger als 14.“

Im weiteren Verlauf seiner Rede streift Otto Erb die Rheinebene, die West- und Nordpfalz, die geologische Herkunft, das Klima und die Holzwirtschaft. Insbesondere hebt er die Edelkastanie hervor, die von den Römern eingeführt wurde. Die Pfalz sei insgesamt „eine Mittelgebirgslandschaft von reizvoller Schönheit“.

Ob Otto Erb Rückmeldungen auf seine Rundfunkansprache erhalten hat, ist nicht bekannt. Kommentare, wie sie heute an jeden Online-Artikel angehängt werden können, gab es natürlich noch nicht. Leserbriefe wurden zwar in Zeitungen aufgenommen, ob es aber welche zur Rede Erbs gibt, ist nicht klar.